Nochmal draußen radeln
Advent, Advent, die Kerze brennt. Gestern sogar zwei, es ist zweiter Advent. Ich hatte das Mountainbike eigentlich schon im Winterschlaf gesehen.
Doch dann blinzelt an einem grauen Dezembersonntag ein heller Fleck am Himmel. Dazu noch hat es 13°C und zack: der Plan steht. Noch eine Runde draußen radeln. Nur kurz.
Nach fünf Minuten draußen ist klar: Der helle Fleck war keine Sonne, sondern nur eine dünnere Wolke. Es fängt nach 20 Minuten an zu nieseln. Aber so konstant, dass man sich fragt, ob es überhaupt irgendwann nicht nieselt im Advent. Egal, jetzt bin ich schon unterwegs. Das Rad ist eh schon dreckig, ich muss sowieso nachher duschen. Und es ist ja nicht kalt. Also weiter.
Der Antrieb läuft sauber, das Rad summt zufrieden, und ehrlich gesagt, macht’s sogar Spaß. Diese stillen Momente, wenn man allein im grauen Feld rollt und sich fragt, warum sowas eigentlich glücklich macht. Wahrscheinlich der Sauerstoff. Oder der leichte Wahnsinn, den man als Radfahrer irgendwann akzeptiert wie Rahmengeometrie oder Dichtmilchflecken.
Apropos Dichtmilch: zuhause angekommen zischt es. Und zwar nicht nach Glühwein. Mitten im Adventskranz der Emotionen sprüht mir die Dichtmilch entgegen, als wolle sie „weiße Weihnachten“ simulieren. Die Dichtmilch spritzt wie eine Mini-Fontäne. Hat sie wohl schon seit einigen Metern, auf Rahmen, Waden und Hinterrad. Was für ein Anblick – eine Mischung aus Vanillepudding und Acker. Das Rad sieht aus, als hätte es an einem Schlammbad mit Vanillezusatz teilgenommen. Dreck und Dichtmilch, was für eine Mischung.
Ich stehe mit dem tropfenden Rad vor der Tür. Tropfend vom Regen und tropfend von der Dichtmilch. Dichtmilchflecken auf dem Boden.
Ich rolle das Rad in den Hinterhof, um den Hausflur nicht unnötig zu verschmutzen. Anstatt hoch zu Kaffee und Plätzchen nun also die Komplettreinigung des Mountainbikes.
Die Nachbarn werden sich denken, was für ein Spinner. Putzt am Adventssonntag das Rad draußen bei Nieselregen. Sie haben irgendwie ja auch Recht.
Trotzdem ist mir lieber, ich mache das gleich sauber, bevor die Dichtmilch verkrustet. Das Mountainbike hatte eh eine Reinigung nötig.
Also nochmal eine halbe Stunde drangehangen, Wasser und Lappen geholt und das Rad gereinigt. Die Dichtmilch hat zwischenzeitlich ihren Job erledigt und den Reifen abgedichtet. Wenigstens das.
Das Mountainbike geht also gereinigt in den Winterschlaf. Aber irgendwie passt es genau so: ein letzter Gruß der Radsaison, bevor das Jahr in den Keller rollt. Wieder oben und geduscht schmeckt der Kaffee fantastisch und die Frage bleibt: Warum macht man das nochmal?
Weil’s Spaß macht. Oder zumindest gute Geschichten liefert
Entdecke mehr von Zweiradblog.com
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
